"Menschen, ich hatte Euch lieb. Seid wachsam!" Diese Worte haben es in sich. Sie sind das Resümee eines antifaschistischen Widerstandes während der deutschen Okkupation in der Tschechoslowakei, eines kampferfüllten, aufklärerischen Lebens. Sie stehen auf dem letzten Kassiber mit der laufenden Nummer 167, gezeichnet: jef. Geschrieben am 9. Juni 1943 in der Zelle 267 des Gestapo-Gefängnisses Pankrac in Prag. Die "Reportage" bildet gewissermaßen den Abschluß, das Vermächtnis eines Kampfes, den der kommunistische Journalist und Schriftsteller Julius Fucik mit der Feder geführt hat. Am Morgen des 10. Juni kam Fucik "auf Transport". An Schreiben war nun nicht mehr zu denken. Wachmänner wie seine Landsleute Adolf Kolinsky und Josef Hora würde er im "Reich" nicht antreffen. Sie hatten ihm Papier und Bleistift in die Zelle gebracht, ihn "bewacht", während er schrieb, und die Kassiber hinausgeschmuggelt. Für diese Stückchen Papier, bemerkte Fucik, "riskieren sie ihren Kopf". Den Kopf des mutigen Tschechoslowaken, der sich auch durch Folter nicht von der antifaschistischen - niemals antideutschen - Haltung abbringen ließ, forderte nun Senatspräsident Roland Freisler vom Nazi- "Volksgerichtshof" beim Kurz-Prozeß am 25. August in Berlin-Moabit. In den frühen Morgenstunden des 8. September 1943 wurde Julius Fucik, gerade vierzig Jahre alt, in der Hinrichtungsstätte Berlin-Plötzensee durch den Strang gemordet. Er war eines von 186 Opfern, die die Nazis in jener Nacht in einem Mordrausch gehenkt haben.
"Um eines bitte ich: Ihr, die ihr diese Zeit überlebt, vergeßt nicht. Vergeßt die Guten nicht und nicht die Schlechten. Sammelt geduldig die Zeugnisse über die Gefallenen. Eines Tages wird das Heute Vergangenheit sein, wird man von der großen Zeit und von den namenlosen Helden sprechen, die Geschichte gemacht haben.
Ich möchte, dass man weiß: dass es keine namenlosen Helden gegeben hat, dass es Menschen waren, die ihren Namen, ihr Gesicht, ihre Sehnsucht und ihre Hoffnungen hatten, und dass deshalb der Schmerz auch des letzten unter ihnen nicht kleiner war als der Schmerz des ersten, dessen Name erhalten bleibt. Ich möchte, dass sie Euch alle immer nahe bleiben, wie Bekannte, wie Verwandte, wie Ihr selbst."
(Julius Fucik - "Reportage unter dem Strang geschrieben.")