Laika Verlag

Bibliothek des Widerstands

Der Klassenkampf, der einem Historiker, der an Marx geschult ist, immer vor Augen steht, ist ein Kampf um die rohen und materiellen Dinge, ohne die es keine feinen und spirituellen gibt. Trotzdem sind diese letztern im Klassenkampf anders zugegen denn als die Vorstellung einer Beute, die an den Sieger fällt. Sie sind als Zuversicht, als Mut, als Humor, als List, als Unentwegtheit in diesem Kampf lebendig und sie wirken in die Ferne der Zeit zurück. Sie werden immer von neuem jeden Sieg, der den Herrschenden jemals zugefallen ist, in Frage stellen. Wie Blumen ihr Haupt nach der Sonne wenden, so strebt kraft eines Heliotropismus geheimer Art, das Gewesene der Sonne sich zuzuwenden, die am Himmel der Geschichte im Aufgehen ist. Auf diese unscheinbarste von allen Veränderungen muß sich der historische Materialist verstehen.




Wenn die Bekämpfer des Unrechts

Ihre verwundeten Gesichter zeigen

Ist die Ungeduld derer, die in Sicherheit waren

Groß.

Warum beschwert ihr euch, fragen sie

Ihr habt das Unrecht bekämpft! Jetzt

Hat es euch besiegt: schweigt also!

Wer kämpft, sagen sie, muß verlieren können

Wer Streit sucht, begibt sich in Gefahr

Wer mit Gewalt vorgeht

Darf die Gewalt nicht beschuldigen.

Ach, Freunde, die ihr gesichert seid

Warum so feindlich? Sind wir

Eure Feinde, die wir Feinde des Unrechts sind?

Wenn die Kämpfer gegen das Unrecht besiegt sind

Hat das Unrecht doch nicht recht!

Unsere Niederlagen nämlich

Beweisen nichts, als daß wir zu

Wenige sind

Die gegen die Gemeinheit kämpfen

Und von den Zuschauern erwarten wir

Daß sie wenigstens beschämt sind!



Hans Beimler wurde in München geboren. Nach dem Besuch der Volksschule folgte eine Schlosserlehre. 1913 wurde Beimler Mitglied des Deutschen Metallarbeiterverbandes. Im 1.Weltkrieg wurde er als Matrose eingezogen. 1918 gehörte er in Cuxhaven dem Arbeiter- und Soldatenrat an und trat im selben Jahr in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein. Im Mai 1919 nahm er aktiv an den Kämpfen um den Erhalt der Münchener Räterepublik teil. Von 1921-23 saß er als politischer Häftling in der Strafanstalt Niederschönfeld ein (Verurteilung wegen Brückensprengung die die Verlegung bayerischer Truppen in das mitteldeutsche Aufstandsgebiet verhindern sollte).
1925 wurde er in die KPD-Bezirksleitung Südbayern gewählt. 1928 war er als Sekretär des Unterbezirks Schwaben der KPD tätig. Durch seine Popularität in Bayern bekannt stieg er 1932 zum politischen Leiter im Bezirk Südbayern auf und war von April bis Juli Abgeordneter des Bayerischen Landtages. Anschließend bis 1933 Mitglied im Deutschen Reichstag. Am 11.4.1933 erfolgte die Verhaftung durch die Nazis und brutale folter. Am 25.4.1933 wurde er ins Konzentrationslager Dachau verlegt. Von dort gelang im am 8./9.5.1933 die Flucht über München, Berlin nach Prag. Danach ging er in die Sowjetunion. In Moskau Veröffentlichung seines Buches "Im Mörderlager Dachau". 1934 wurde Beimler aus Nazideutschland ausgebürgert. 1934-36 lebte er in Zürich und Paris. Als Teilnehmer am spanischen Bürgerkrieg gegen die Franco-Faschisten fällt er am 1.12.1936 vor Madrid.

 „Hart war´s, aber schön – solange man kämpfen kann.“
 (Aus einer kurzen Selbstbiographie Beimlers vom Jahre 1936)