Laika Verlag

Bibliothek des Widerstands

Der Klassenkampf, der einem Historiker, der an Marx geschult ist, immer vor Augen steht, ist ein Kampf um die rohen und materiellen Dinge, ohne die es keine feinen und spirituellen gibt. Trotzdem sind diese letztern im Klassenkampf anders zugegen denn als die Vorstellung einer Beute, die an den Sieger fällt. Sie sind als Zuversicht, als Mut, als Humor, als List, als Unentwegtheit in diesem Kampf lebendig und sie wirken in die Ferne der Zeit zurück. Sie werden immer von neuem jeden Sieg, der den Herrschenden jemals zugefallen ist, in Frage stellen. Wie Blumen ihr Haupt nach der Sonne wenden, so strebt kraft eines Heliotropismus geheimer Art, das Gewesene der Sonne sich zuzuwenden, die am Himmel der Geschichte im Aufgehen ist. Auf diese unscheinbarste von allen Veränderungen muß sich der historische Materialist verstehen.




Wenn die Bekämpfer des Unrechts

Ihre verwundeten Gesichter zeigen

Ist die Ungeduld derer, die in Sicherheit waren

Groß.

Warum beschwert ihr euch, fragen sie

Ihr habt das Unrecht bekämpft! Jetzt

Hat es euch besiegt: schweigt also!

Wer kämpft, sagen sie, muß verlieren können

Wer Streit sucht, begibt sich in Gefahr

Wer mit Gewalt vorgeht

Darf die Gewalt nicht beschuldigen.

Ach, Freunde, die ihr gesichert seid

Warum so feindlich? Sind wir

Eure Feinde, die wir Feinde des Unrechts sind?

Wenn die Kämpfer gegen das Unrecht besiegt sind

Hat das Unrecht doch nicht recht!

Unsere Niederlagen nämlich

Beweisen nichts, als daß wir zu

Wenige sind

Die gegen die Gemeinheit kämpfen

Und von den Zuschauern erwarten wir

Daß sie wenigstens beschämt sind!



Hübener begann im Sommer 1941 selbständig mit dem Abhören von BBC. Er nutzte das Gehörte zur Formulierung und Vervielfältigung antifaschistischer Texte und Flugblätter gegen den Krieg. Im Herbst 1941 bezog er zwei Freunde aus seiner Gemeinde, später Arbeitskollegen in das Abhören des Auslandssenders und in die Verbreitung von rund 60 verschiedenen Flugschriften ein. Deren Auflage betrug zwischen 3 und 5 Stück, alle waren mittels Schreibmaschinen-Durchschlägen hergestellt. Der Inhalt der Flugblätter spiegelte meist Nachrichten aus den abgehörten ausländischen Feindsendern. Anfang Februar 1942 wurde Helmuth Hübener am Arbeitsplatz im Hamburger Bieberhaus verhaftet. Beim Versuch, die Flugblätter ins Französische zu übersetzen und unter Kriegsgefangenen verbreiten zu lassen, war er aufgefallen und von einem Nazi und Träger des Goldenen Parteiabzeichens - seinem Vorgesetzten Heinrich Mohns - bei der Gestapo denunziert worden.
Am 11. August 1942 fand die Verhandlung vor dem 2. Senat unter dem Vizepräsidenten Karl Engert des Volksgerichtshofs in Berlin statt und am 27. Oktober 1942 wurde er im Alter von 17 Jahren hingerichtet. Die drei Mitangeklagten - Karl-Heinz Schnibbe, Rudolf Wobbe und Gerhard Düwer - erhielten lange Freiheitsstrafen. Hübener war mit seinen 17 Jahren der jüngste Widerstandskämpfer, an dem ein Todesurteil des Berliner Volksgerichtshofs vollzogen wurde.